HUGS & KISSES: Tender To All Gender. Christiane Stephan, Gründerin von Hugs & Kisses, im Gespräch mit Rosa Reitsamer.
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Kannst du dich bitte kurz vorstellen?
Ich bin Christiane 42 Jahre alt, arbeite als Fotografin und bin seit 2001 in der linken Subkultur unterwegs. Ich veranstalte sehr gern Konzerte und Parties, sehr gern auch mit mehreren Menschen zusammen wie z. B. das Ladyfest 2003 in Hamburg.
Wie bist du zum Feminismus gekommen?
Feminismus ist meiner Meinung der Vorläufer von Queer. Ohne Feminismus wäre Queer gar nicht entstanden, Feminismus ist im Queeren mit enthalten. Es geht um den gleichen Gerechtigkeitssinn. Niemand sollte aufgrund seines Geschlechtes benachteiligt werden. Ich habe mich lange in den musikalischen feministischen Bereichen in Hamburg aufgehalten und fühlte mich dort sehr wohl und konnte mich mit dieser Bewegung sehr gut identifizieren.
Wie ist das Magazin HUGS & KISSES entstanden?
Hugs and Kisses (kurz H&K) http://www.hugsandkissesonline.de/ ist im Oktober 2007 aus der großen Motivation, etwas Eigenes zu schaffen erstanden. Ich wollte ein Magazin machen, wo queere Themen und Menschen und deren Lebensformen und Hintergründen im Fokus stehen. Frei nach dem D. I. Y Prinzip bin ich ins kalte Wasser gesprungen und habe einfach mal angefangen. Bei der Arbeit habe ich sehr viel an redaktioneller Arbeit gelernt: einfach, indem ich es gemacht habe. Dabei hatte ich natürlich sehr viel Unterstützung von Freund_innen, ohne die es nicht gegangen wäre.
Meine Motivation war, eine Plattform für das queere Kreative zu schaffen: Hugs and Kisses verbindet bildende Kunst, Musik, Literatur und Film und macht sich dabei auf die Suche nach Glamour und Bewegung in Gender-bezogenen Realitäten. H&K präsentiert Portraits und Werke von Zeichner_innen, Fotograf_innen, Musiker_innen, Aktivist_innen und Theoretiker_innen.
Wir haben enorm viel positives Feedback erhalten: Das zeigt, dass es eine Lücke gab und wir nicht alleine sind mit dem Wunsch nach einem Magazin, das sich mit queerer Kultur und Gedankenwelt abseits des Mainstreams beschäftigt!
Warum hast du dich für ein Printmagazin entschieden?
Hugs and Kisses hat einen visuellen Schwerpunkt. Das kommt daher, das viele aus dem H&K-Umfeld, die uns unterstützen, Fotograf_innen und Grafiker_innen sind. Es wird also sehr viel Wert auf Fotostrecken und Illustrationen gegeben. Da ist ein Printmagazin einfach besser als ein Internetauftritt. Viele Menschen kaufen sich das Magazin wegen der Fotostrecken.
Hat sich H&K, seitdem es gegründet wurde, verändert?
Ich möchte mit H&K eine Vielfalt von queeren Bewegungen aufzeigen. H&K berichtet über diese Bewegungen. Deshalb sind mir auch die Kontakte zu subkulturelle Organisationen, die einen politischen Anspruch verfolgen, total wichtig. Wir haben in der letzten Zeit viele solche Organisationen kennen gelernt und versuchen, die Netzwerkarbeit weiter auszubauen.
Wie gestaltet sich der Produktion von H&K?
H&K hat viele Helfer_innen. Es gibt Menschen für den Versand; wir haben mehrere Korrekturleserinnen und Grafikerinnen. Das ist auch gut so, weil nicht alle können sich zu jeder Zeit erlauben, an einem Non-Profit-Projekt mitzuarbeiten, auch wenn sie es gerne möchten.
Wir haben eine Webmasterin, die sich nur um die Homepage kümmert.
H&K braucht aber noch viel mehr Unterstützung. Wir suchen grad jemanden, die / der sich um Fundraising oder an Wettbewerbsbeteiligung kümmert. Unsere Finanzierung steht, aber es wäre auch nicht schlecht, vielleicht sogar auch mal Honorare auszahlen zu können.
Wie erfolgt die Auswahl der Artikel?
In jeden Heft gibt es ein Schwerpunktthema wie zum Beispiel queer Burlesque, queere Femininitäten, Queer Cinema oder Queer International. Das Schwerpunktthema wird mit den Menschen in der Redaktion besprochen. Das sind aktuell Malte, Margarita, Tim und ich. Das war nicht immer so, am Anfang habe ich die Redaktion allein gemacht. Dann zu zweit und jetzt sind wir vier Personen in der Redaktion. Es ist schon sehr viel Arbeit und zu mehreren macht es auch mehr Spass.
Neben dem Schwerpunktthema gibt es feste Rubriken wie „bugs and hisses“. Das ist so was wie eine News-Seite, also was gibt es Neues aus der Szene, Projekt-Vorstellungen etc. Wir haben ja den Schwerpunkt Kunst, Kultur und Musik. Das heisst, wir stellen Fotograf_innen, Performancegruppen, Maler_innen, etc. vor, die sich mit queeren Themen im Bereich Kunst, Kultur und Musik auseinandersetzen.
Wie finanziert sich H&K?
H&K ist ein Non-Profit-Projekt und wir finanzieren das Heft durch unsere Druckkosten-Parties, ein paar Anzeigen und den Verkauf. Das heisst, das Heft trägt sich eigentlich selbst.
Außerdem haben wir noch unseren „Kisses Club“: Du kannst in den Kisses Club eintreten und uns mit nur 3 Euro im Monat finanziell unterstützen. Dafür bekommst du das Heft, bevor es in den Läden ist, zugeschickt. Du kannst tolle Preise gewinnen, z. B. die neu Platte von Stereo Total, und du und eine weitere Person müssen bei unseren „Hugs and Kisses“-Party keinen Eintritt bezahlen.
Leider reicht es jedoch nicht aus, um uns Gehälter auszuzahlen. Zum Glück ist das auch nicht oft ein Thema unter den Menschen, die für uns kreativ tätig sind. Alle möchten dieses Projekt mit ihrer Arbeit unterstützen und wissen um seine finanziellen Lage.
Wie sieht der Vertrieb von „Hugs and Kisses“ aus?
Ich vertreibe das Magazin selbst, weil alles andere zu teuer wäre. Das heisst, die Hefte werden in Hamburg und Berlin von mir ausgefahren. Die anderen Städte bekommen ein Päckchen mit Heften. Das ist okay, weil wir kommen ja nur zwei mal im Jahr raus.
Danke für das Interview!